United Internet for UNICEF: Kindheit im Kreuzfeuer

Südsudan, Demokratische Republik Kongo, Syrien – Kindersoldaten gibt es in vielen Ländern. Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit weltweit bis zu 250.000 Mädchen und Jungen rekrutiert sind. Und das sowohl von Regierungsarmeen als auch von bewaffneten Gruppen. UNICEF gelingt es gemeinsam mit seinen Partnern immer wieder, Kindersoldaten zu befreien. Doch damit ist die Aufgabe noch lange nicht zu Ende.

7. Februar 2018: 300 Mädchen und Jungen werden in Yambio im Südsudan aus dem Kriegsdienst entlassen. Im Dienst ihrer Miliz haben sie Grausames erlebt. Sie mussten vermutlich töten, plündern, haben sexuellen Missbrauch erfahren und den Tod Angehöriger mitangesehen.

Nach langen Verhandlungen von UNICEF und seinen Partnern haben zwei Rebellengruppen diese Kinder freigelassen. Doch noch immer gehören nach Schätzungen von UNICEF etwa 19.000 Kinder bewaffneten Gruppen im Südsudan an. Weltweit sind es Zehntausende, bis zu 250.000 erscheinen möglich.

Kindersoldaten werden vielfältig eingesetzt und missbraucht

Kinder werden als Spione und Minensucher eingesetzt, kämpfen an vorderster Front, werden als Sexsklaven missbraucht oder zu Selbstmordattentätern ausgebildet – die Kinder sind zeitgleich Opfer und Täter. In Syrien und Irak rekrutiert zum Beispiel der sogenannte „Islamische Staat” gezielt Kinder und Jugendliche. Auch im Jemen-Konflikt sind Minderjährige im Einsatz. Die Terrormiliz Boko Haram zwingt in Nigeria Kinder sich als Selbstmordattentäter in die Luft zu sprengen.

Viele der Kinder werden zwangsrekrutiert, indem sie beispielsweise entführt oder erpresst werden. Doch ist es auch nicht unüblich, dass sich die Kinder aus eigenem Antrieb den Gruppen anschließen. Dies geschieht oft aus Armut, einfach um eine regelmäßige Mahlzeit zu erhalten.

 

Ishmael Beah verlor seine Familie während des Bürgerkrieges in Sierra Leone. Mit 13 Jahren wurde er unter Einsatz von Gewalt als Kindersoldat rekrutiert. Heute ist er Bestseller-Autor, Menschenrechtsaktivist und UNICEF-Botschafter.

Rückkehr zur Normalität extrem schwer

Unabhängig davon, ob die Kinder freiwillig oder unfreiwillig in den Dienst eintraten, müssen sie als Opfer gesehen werden. Ihre Teilnahme an den Konflikten hat schwerwiegende Auswirkungen auf ihr körperliches und emotionales Wohlergehen.

Den Kindern fehle ein großes Stück Kindheit und sie müssten schwerste Traumata bewältigen, sagt Vedasto Nsanzugwanko, Kinderschutzbeauftragter für UNICEF im Südsudan. Hinzu komme, dass viele weder lesen noch schreiben können.

Nach der Entlassung kommen die Kinder zunächst in Übergangszentren, wo sie medizinisch und psychologisch betreut werden.

Die Rückkehr in ihr altes Leben wird zudem durch die Gesellschaft erschwert. „Die Kinder werden oft von ihren Gemeinden abgelehnt”, erklärt Betty Lalam, Leiterin einer Organisation in Uganda. Die Verbrechen, die sie begehen mussten, haften ihnen wie ein Stigma an, selbst die eigene Familie könne sie feindselig aufnehmen.

Umso wichtiger ist eine psychologische Betreuung, sowie eine Schul- oder Berufsausbildung für die Befreiten. Dadurch erhalten sie die Chance auf einen Neustart und die Gefahr, aus Mangel an Alternativen wieder Kindersoldat zu werden, verringert sich.

„Diese Kinder haben nun eine Möglichkeit, ihre Leben wieder neu aufzubauen. Wir können sie nicht im Stich lassen”, erklärt Virginia Gamba, UN-Sonderbeauftragte.

Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt UNICEF dabei, Kindern in Konflikt- und Kriegsgebieten ihre Kindheit zurückzugeben und Kindersoldaten zu befreien.

(Mit Material von UNICEF und der dpa)